Vielerorts entlang der Straße sieht man gekleidete Termitenhügel. Es sieht oft sehr nett und lustig aus. Ich nenne es den größten und längsten Secondhand Laden von Australien. Eberhard erweitert seine Ausrüstung um den Hut links im Bild.
Ja es gibt auch kurven. Wer zu schnell fährt kann umfallen. Mein Surly LHT (Long Haul Trucker) ist zum Glück nicht umgefallen, sondern nur für das Bild niedergelegt.
Zur Mittagspause erreichen wir Banka Banka, wo wir Laurie und Debby von Mataranka wieder treffen. Sie laden uns sogleich zum Mittagessen unter ihrem aufgespannten, sehr nötigen, Schattendach ein.
Gut gestärkt geht es weiter.
Größenvergleich. Der kleine Punkt vor dem Roadtrain ist Eberhard auf seinem Fahrrad.
Ach ja, noch zu den Roadtrains: Gefährlich sind die Tage an denen starker Seitenwind aus westlicher Richtung herrscht. Denn wir fahren nach Süden auf der linken Straßenseite (Linksverkehr) und überholende oder entgegenkommende Lkw brechen den Wind, sodass es uns mit Leichtigkeit hin und her wirft. Zum Glück herrschte meistens Ostwind.
Für 14 km genießen wir nochmal den alten Highway der durch eine tolle Landschaft und weniger begradigt führt.
Auf einer Kuhweide ohne Kühe finden wir neben einem großen Reifen (Wassertrog) einen Platz für unser Zelt. Riesige weiße Bullen kommen auf der anderen Zaunseite vorbei, ähnlich wie Kamele haben sie einen Höcker.
Die Sonnenuntergänge und Sternenhimmel sind äußerst beeindrucken hier draußen im nirgendwo, wo weit und breit kein Mensch ist, und daher auch keine Lichtverschmutzung. Die Mondsichel ist gerade am untergehen.
Auch die Morgenstunden bringen tolles Licht und lassen die Termitenhügel erleuchten. Im Hintergrund sieht man die Straße.
Ein starker Wind bläst, er ist heute nicht unser Freund.
Eine der Hauptattraktionen ist die Telegraphenleitung, an manchen Orten kann man die alten Telegraphen Stationen begutachten. Diese ist kurz vor Tennant Creek.
Sehr interessant. Faszinierend, vor gerade mal etwas mehr als hundert Jahren kamen hier die ersten Radreisenden vorbei. Die australische Geschichte (der Europäer!) ist sehr jung. Die Strapazen müssen für Jerome Murif oder Frances Birtles ungleich härter gewesen sein!
In Tennant Creek erledigen wir mal wieder einen Großeinkauf, der für die nächsten fünf Tage bis Alice Springs reichen soll. Wir übernachten auf dem Zeltplatz, wo wir bei unserer Ankunft eiskalten Orangensaft von unserem Campnachbarn angeboten bekommen. Das ist australische Gastfreundschaft!
Eine standardmäßig gut ausgestattete Camp kitchen gibt es auch.
Am folgenden Tag kommt der Wind von der Seite aber leider eher von schräg vorne. Bei einer ersten Pause mit Keksen bekommen wir einen Vorgeschmack auf die australische Mückenplage! Es sieht nach einem idyllischen Örtchen zum Rasten aus, aber lange halten wie es nicht aus.
Kaum hält man an schwirren sie um einen herum und gehen sogar in Nasen und Ohren. Und anscheinend sind sie Frankenfans.
Auf dem Stuart Highway gibt es grob gesagt drei Straßenschilder, die immer wiederkehren. “GRID” warnt vor einem Weiderost, “CREST” beschildert eine Kuppe und “FLOODWAY” ist definitiv das häufigste Schild. Zu unserer Jahreszeit sind jedoch alle Überflutungsstellen trocken. Sehen wir ein Schild in weiter Ferne, so raten wir manchmal was darauf steht. Meist kann man es natürlich leicht an der Geländebeschaffenheit erkennen, aber, wie gesagt, mit Floodway hat man die größten Gewinnchancen. 😉
Nanu, etwas kleines komisches auf der Straße. Was ist denn das? Eine Echse, ziemlich dick mit nur kleinen Beinen. Ich habe leider keine Ahnung, wie sie heißt.
Heute ging es quasi nur geradeaus, für 80 Kilometer. Die Hauptattraktion war, als die Stromleitung die Straßenseite gewechselt hat. 😉
Abends finden wir einen schönen wilden Übernachtungsplatz. Mit dem Sonnenuntergang verschwinden glücklicherweise auch die nervigen Mücken. Morgens darf man nicht zu lange brauchen, sonst sind die Mücken auch schon wieder aktiv.
Tags Darauf passieren wir ein Naturspektakel, Devil’s Marbles (Des Teufels Murmeln). Die riesigen Granitkugeln sehen bizarr aus und beeindrucken sehr. Sie erinnern an übertrieben große Ostereier.
Nach einer üblichen Roadhouse Pause bei Wycliffe Well mit Cola und Fritten geht es an diesem Abend nochmal ganze 42 km schnurgerade aus. Das wäre (alleine psychisch) eine der härtesten Marathon Strecken.
Eines Tages erschrecke ich den unerwartet plötzlich schießt ein Vogel zu mir heran und landet hinten auf meinem Gepäck. Es ist einer der grünen Wellensittiche(?), die wir oft in Schwärmen fliegen sehen. Dieser kleine Kerl aber, ist alleine und als ich ihn fotografieren will wechselt er den Standort und posiert sogar auf Eberhards Helm.
Papa-Guy. 🙂
Stolz schlagen wir ein. Wir haben die Mitte Australiens erreicht.
An einem anderen Tag sehen wir eine besonders schöne Schaufensterpuppe.
Es ist ein Tag der Geschenke. Ein Auto hält am Straßenrand und erwartet uns mit 2 Bananen und 2 Orangen in den Hände. Dankend nehmen wir das Obst des älteren Ehepaares aus Alice Springs entgegen.
Etwas später kommt das Eileron Roadhouse. Ein junges französisches Pärchen dreht extra nochmal für uns um und beschenkt uns reichhaltig. Norman hat auch schon Radreisen gemacht und weiß wie sehr man sich freut. Sie verlassen Australien in ein paar Tagen und geben uns gerne überflüssige Nahrungsmittel. Wir bekommen Gas, Nutella, Äpfel, Riegel, Kekse und Isopulfer. Toll!
An diesem Abend zelten wir nur 50 Meter von der Straße entfernt auf einem parallel führenden sandigem Weg. Ein wunderbares Feuer wärmt uns bei kühlen 11 Grad Außentemperatur.
Beim aufstehen ist es saukalt, mit +1 Grad ist es der kälteste Morgen in Australien. Da hilft nur ein Frühstücksfeuer. 😉
Der große Temperaturunterschied lässt die Straße glitzern, als wäre sie nass. Eine Fatamorgana.
Es sind noch 94 km nach Alice Springs, welche wir hart gegen den starken Wind kämpfen müssen. Nach 60 km erreichen wir den südlichen Wendekreis. Er liegt bei 23° 26’ 5’’ südlicher Breite. Auf englisch: Tropic of Capricorn (Wendekreis des Steinbock). Es ist der Breitenkreis, an dem die Mittagssonne gerade noch den Zenit erreicht, und zwar am 21. Dezember, dem Tag der Sommersonnenwende der Südhalbkugel. Bei uns in Europa ist das die Wintersonnenwende.
Bald darauf erreichen wir einen weiteren Höhepunkt, ja sogar den höchsten Punkt. Schon weit vorher wird er angekündigt. Spannend^^, denn meine Messung hat ergeben, dass es auf den letzten 5000 Metern noch einmal ganze 5 Meter bergauf ging! 😉
Wir befinden uns auf 730 m Höhe. Wir haben es geschafft, ab jetzt geht es ja eigentlich nur noch bergab. 😉
Es ist kein sehr hoher Pass, aber der längste Pass, den wir je gefahren sind. Auch der wohl Flachste. Trotzdem waren es zwei Wochen harte Arbeit auf den etwa 1500 km bis zur Passhöhe. 🙂
Hinunter nach Alice Springs gibt es tatsächlich eine richtige Abfahrt. Am Zielort angekommen erblicken wir eine große Vogelschar von “Galah” (Rosakakadu). Von unseren Gastgebern, Laurie und Andrea (WS), werden wir mit einem köstlichen Abendessen empfangen. Schlafen können wir seit langem mal wieder in einem richtigen Bett und über uns an der Decke hängen Fahrräder.
Es folgt ein Ruhetag mit sightseeing und einem Einkauf. Am Fluss entlang radeln wir zur Telegraphen Station. Der Fluss führt so selten Wasser, dass es ein jährliches Spaßrennen gibt, bei dem die Teilnehmer mit selbstgebauten kreativen Booten, ohne Boden, ihr Boot tragend, im Flussbett rennen.
Beim Telegraphenhaus erklimmen wir einen kleinen Hügel, der uns einen tolle Aussicht über die Gegend bietet.
Naja, wenn wir schon kein Känguru sehen, muss ich eben mal das Schild fotografieren.
Im Zentrum finden wir einen Wegweiser mit informativen Kilometerangaben. Von ungefähr der gleichen Richtung wie London komme ich her. 15.000 km Luftlinie waren für mich 24.000 geradelt Kilometer. Durch Bangkok sind wir gekommen und nach Wellington will ich noch, ich bin also genau auf dem richtigen Weg.