Zum ersten Mal seit wir in Australien sind ist der Himmel leicht bewölkt. Hier noch ein weiteres Exemplar eines Oversize Trucks.
Bis nach Marla kommen wir an diesem Abend noch. Dort treffen wir einen interessanten Mann. David Perkins ist zu Fuß unterwegs von Sydney ist er hierher innerhalb von 6 Monaten gelaufen, mit dem Ziel Uluru. Sein Gepäck schiebt oder zieht er in einem einachsigen Handwagen. Gerade wartet er auf eine Genehmigung, dass er durch Aborigine-Land eine Art Abkürzung zum Uluru nehmen kann. Ich hoffe er musste nicht zu lange warten. Er ist ein sehr netter sympatischer Typ. Jedem von uns schenkt er eine junge Straußenfeder, welche er gefunden hat, sie soll uns Glück bringen. Zum Abschied gebe ich ihm eines meiner Kärtchen und spontan spendet er 10 AU$ für mein Regenwaldprojekt. Das freut mich sehr, es ist das zweite mal auf der ganzen Reise, dass jemand spontan direkt über mich in Form von Bargeld spendet.
Plötzlich ist die Straße rot geteert.
Bei einem der üblichen Roadhouses parkt gerade ein Vieh Roadtrain. Ich weiß nicht wie viele Rinder in einem Schwung transportiert werden, auf zwei Stockwerken verteilt sind es jedenfalls nicht wenige. Allzu glücklich sehen die Rinder bei ihrem letzten Ritt tatsächlich nicht aus.
Abends biegen wir wiedermal in einen Seitenwege ein, der uns weit genug vom Stuart Highway weg bringt. Nach dem Sonnenuntergang gibt es eines unserer Standardgerichte, Reis mit Bohnen. Zum Nachtisch genießen wir ein Lagerfeuer mit Kartoffeln.
Eine gute Möglichkeit morgens die Windrichtung herauszufinden, ist es den Seidenschlafsack aus zu lüften. Bei starkem Wind weht er wie ein Windsack. Das gute ist an diesem Morgen, der Wind kommt aus einer, für uns, günstigen Richtung. Also schnell los und die kostenlose Unterstützung nutzen.
Immer wieder entdecken wir bereits gesichtete oder neue Tiere. Die rosa grauen Galah sitzen oft in der Baumkronen und können sehr laut kreischen, wenn wir vorbei kommen.
Strauße/Emus haben wir schon sehr öfters tot und ein paar mal lebend gesehen, aber da sie recht schnell davonrennen, ist es nicht leicht sie abzulichten.
Rinder gibt es oft, Pferde manchmal.
Allmählich schießen überall in der Gegend kleine Hügel aus dem Boden. Das ist nicht verwunderlich, denn wir nähern uns der Stadt Coober Pedy, welche berühmt für Opal ist. Intensiv wird hier nach diesen funkelnden Steinen, die sehr teure sein können, gegraben. Der Name der kleinen Ortschaft (1700 Einwohner) stammt von den Aborigines “kupa piti”, was so viel heißt wie “Des weißen Mannes Loch”. Etwa drei Viertel aller weißen Opale weltweit stammen von hier.
In Coober Pedy finden wir eine besonders netten Campingplatz, der Besitzer ist äußerst freundlich und bemüht, für unser kleines Zelt bekommen wir einen überdachten, windgeschützten Platz.
Es steht mal wieder ein Großeinkauf für das letzte Stück bis Port Augusta an. Und eigentlich wollen wir hier einen Tag ruhen. Die Windprognose ist aber dermaßen gut, dass wir uns schwer tun diesen Wind für einen Ruhetag sausen zu lassen. Letztendlich entscheiden wir uns für einen Mittelweg und brechen nachmittags doch noch auf. Voll beladen mit reichlich Essen und sehr viel Wasser (10 Liter und 7 Liter) geht es los.
Wir sind glücklich den Wind nutzen zu können und nicht in die andere Richtung aussichtslos arbeiten zu müssen. Wir sind sehr schnell, teils schiebt uns der Wind auf 30-40 km/h an. Auf den Bildern gibt es keine Möglichkeiten den Wind zu erkennen. Aber man sieht, dass sich die Landschaft in Fahrtrichtung…
…und in Rückrichtung ins Endlose mit der gleichen Landschaft erstreckt.
Die Ausbeute des Nachmittags ist gelungen. In etwas mehr als 3 Stunden sind wir 85 km weit gekommen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h!
Bei einem Kurvenschild eines Seitenweges schlagen wir unser Nachtlager auf. Ihr wisst ja:
“If nothing goes right, go left!”
Windschutz gibt es weit und breit nicht. Trotz des Windes erlauben wir uns ein Feuer. Ein bunter Tausendfüßler zeigt sich am Abend. Um ihn gut zu fotografieren, ist er jedoch viel zu schnell. Wie geahnt dreht der Wind über Nacht und wir bekommen Gegenwind.
Sorry für das Bild, aber ich finde die Schweißränder zu aussagekräftig, als das nicht zu veröffentlichen. 😉
Heute sehen wir verschiedene Reptilien bzw. Echsen: Als erstes begegnen wir einem schönen kleinen Drachen. Wenig später dem “fetten Mini-Krokodil”, welches mit seiner schwarzen Zunge beeindruckend fauchen kann, wir geben ihm den Namen „Fauchtier“ und sehen davon noch einige in den nächsten Wochen. Als letztes noch eine kleine Schlange, allerdings erinnere ich mich nicht mehr ob diese lebendig war.
Um zu diesem Übernachtungsplatz zu gelangen müssen wir ein Tor öffnen. Auf dem Schild steht: “Shut the gate mate!”
Es folgt ein weiterer Windtag. Seitenwind mit stärksten Böen. Das macht das Radeln nicht leicht und wenn ein großes Fahrzeuge entgegen kommt oder uns überholt, müssen wir höllisch aufpassen, denn wir werden hin und her geworfen. Der Wind kühlt uns extrem aus.
Im Glendambo Roadhouse können wir uns an einem offenen Kaminfeuer aufwärmen, mit dem wohl teuersten stubby (kleine Bierflasche) der Marke VB (Victoria Bitter) für stolze 8,5 AU$.
Ein Stück fahren wir noch weiter, überqueren seit langem mal wieder die Bahnstrecke und sind fasziniert von der Länge der Züge. Aber dieser hier ist gar nicht so lang, denn er passt auf ein Foto.
Es gelingt uns einen windgeschützten Platz zu finden. Wir haben zwar ein Feuer, aber richtig warm wird einem nicht, denn der Wind kühlt uns zu sehr aus. Als wir dann um 22 Uhr beschließen schlafen zu gehen und das Feuer löschen, hört der Wind plötzlich auf. Na toll! Aber so ist das eben. (Nur so nebenbei, unser Lieblingsspruch aus den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling: “ »Kannst du heute mal bezahlen?«, fragt das Känguru nach dem Essen. »Heute?«, frage ich. »Mal?«, frage ich. »Ich muss immer bezahlen, weil du nie Geld mitnimmst.« »Tja«, sagt das Känguru lächelnd. »So ist das in der Welt. Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld.« “ )
Es folgt ein angenehmer morgen, denn es ist warm, wir haben keinen Wind UND keine Mücken zum Frühstück. Hier mal ein Bild von unserem Toaster. 🙂
Irgendwann stelle ich fest, dass diese Straße äußerst spannend für Gerichtsmediziner sein müsste. Ununterbrochen sieht man Tierleichen in verschiedenen Stadien oder Knochen, ja oft ganze Gerippe am Straßenrand. Die Todesursache ist eigentlich klar, nämlich “roadkill” von Menschen gesteuerten Verbrennungsmotor-Fahrzeugen. Wenn nur noch die Knochen übrig sind, erkennen wir meist welches Tier das einmal war.
Ein letztes Naturspektakel, an dem wir auf dem Stuart Highway vorbei kommen, ist Lake Hart, ein großer Salzsee. Wir überqueren die Bahngleise und gelangen zum See, man kann problemlos Barfuß darauf rumlaufen. Es ist sehr grell und eine Sonnenbrille dringend notwendig. Die Salzfläche sieht aus wie Schnee oder Eis und erinnert mich sehr daran.
Ein paar Kilometer später erblicken wir auf der anderen Straßeseite einen noch viele größeren Salzsee.
Diese beiden müssen erst kurz zuvor erwischt worden sein, eine Wallaby Mutter mit ihrem Jungen.
Die Landschaft ist jetzt sandig und steinig, bewundernswert sind die vielen verschiedenen Farbtöne der einzelne Gewächse.
Die Sonne ist am Untergehen und dann ist es plötzlich so weit. In der Ferne sehen wir eine Gestalt die zu uns blickt. Wir erwidern den Blick, doch dann springt es davon. Bojng…bojng…bojng… Unser erstes Känguru! Fünf Wochen mussten wir darauf warten. Kängurus sind wesentlich größer als Wallabies und haben eine viel ausgeprägtere Schulter.
Ein Seitenwege bringt uns zu einem Platz mit Aussicht auf den See mit seiner kleinen Insel. Trotz der Kargheit gelingt es Eberhard genügend Holz für ein kleines Feuer zu finden.
Heute fahren wir fast bis Port Augusta. Es geht vorbei an vielen Salzseen. Die Landschaft wechselt schneller und es ist deutlich welliger. Gegen Abend suchen wir unsere letzte Übernachtung im australischen Outback auf, diesmal auf einer Schafweide. Nach dem Abendessen genießen wir, wieder mit Lagerfeuer und Kartoffeln, den letzten Abend, die Stille, die Weite, die Einsamkeit.
Morgens darauf besucht uns der Fuchs.
Am 16. September 2017 erreichen wir Port Augusta. Die Nord-Süd Winterdurchquerung des Kontinents ist geglückt!
Es gibt einen noblen Zeltplatz, der auch seinen Preis hat (34 AU$), aber dafür bekommen wir eine voll ausgestattete geschlossene Camping Küche, eine heiße Dusche, Sauberkeit, usw.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, schauen wir mit den Rädern in den Ort. Wir müssen mal wieder einkaufen. Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. Aber wir sind am Meer angekommen, bzw. am Fluss der ins Meer mündet. 🙂