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Der Tag beginnt früh morgens. Voll bepackt starte ich mit meinem schweren Rad vom BOS Büro in Palangka Raya. An diesem Morgen begebe ich mich nach der neun tätigen Radelpause wieder auf mein Velo. Irgendetwas fühlt sich ungewohnt an, das Rad wirkt etwas kleiner. Die mitgebrachten Klicksandalen haben eine deutlich höhere Sohle, vielleicht 1 cm mehr als die alten Teva Sandalen. Das merke ich nachdem sich mein Körper so gut an das Rad angepasst hat, die neun Ruhetag sind im Vergleich zu den letzten 444 Tagen verschwinden gering.
Mit dabei ist auch ein kleiner neuer Anhänger/Glücksbringer meiner Mutter. Er ist türkisblau und hängt an der vorderen Radtasche.
Auch Roland hat mir ein kleines Geschenk mitgegeben. Es ist ein kleiner gehäkelter Orang-Utan. Wer Interesse an so einem Anhänger hat, wendet sich am besten an Roland. Soweit ich weiß hat er ein paar mehr davon mit nach Nürnberg gebracht.
Die ebenfalls mitgebrachte Franken Flagge zeigt nun auch woher ich komme. Aber ich denke mal die meisten Indonesier sehen darin eher ihre Nationalflagge, auch ok.
Die Straße ist flach und zum Glück nicht so schlimm wie erwartet, bzw. nicht so schlimm wie ich sie von der Autofahrt eine Woche zuvor in Erinnerung hatte. Ich komm schnell voran, so bekomme ich mein wohlverdientes Mittagessen erst nach 84 km kurz vor der Brücke über den Kahayan Fluss.
Gleich nach der Brücke zweige ich dennoch endlich auf eine kleinere Straße ab, das ist angenehm und erholsam. Aber lange bleibt die Straße natürlich nicht geteert, ein kleine Regenpause mit netten Verkäufern und einer saftigen Ananas halten mich aber bei Laune. Nur fünf Kilometer (Glück gehabt!) ist die Straße mies, dann erreiche ich den großen Kapuas Fluss, den ich mit einer (kostenlosen) Fähre überquere.
Genau rechtzeitig, bevor es zu regnen beginnt, erreiche ich am späten Nachmittag nach knapp sieben Stunden und 133 km im Sattel das BOS Büro in Kuala Kapuas, wo ich von der netten Familie, die dort wohnt, gut empfangen und versorgt werde. Am nächsten Morgen wollen sie ein Foto machen. Leider wirken, obwohl sie es nicht waren, einige Personen sehr unglücklich auf dem Foto.
Eine schöne blau weiße Moschee nicht weit entfernt vom BOS Büro.
Heute ist der Tag an dem ich eine große Runde Kilometerzahl überrollen. Noch sehr gut erinnere ich mich daran erinnern, wie ich zusammen mit Johanna in Kasachstan in der kargen Steppe mit der wunderschönen Bergkette im Hintergrund die 10.000 km gefeiert habe. Alleine feiert es sich natürlich nicht so gut. Aber ohnehin bin ich nicht in Feierstimmung. Bei Kilometer 19.999 fahre ich an einem Unfall vorbei, ich sehe wie der Leichenwagen langsam davon fährt, meine Laune ist nun deutlich getrübt. RIP unbekannte Person. Einen Kilometer danach mache ich trotzdem die obligatorische Pause.
20.000 Kilometer von Franken bis nach Kalimantan zu den Orang Utans. Juhu!!! 🙂 Zur Feier habe ich noch eine große Mango aus Palangka Raya übrig.
Die Landschaft ist monoton und langweilig aber manchmal gibt es auch schöne Stellen links oder rechts der leider viel zu viel befahren Hauptstraße.
Ich wurde gewarnt, dass die Leute in Süd Kalimantan viel strenger mit den Ramadan Regeln umgehen, als in Zentral Kalimantan. Ich sollte besser nicht in der Öffentlichkeit essen. Ein Restaurant finde ich auch nicht. Also setzte ich mich, an eine halbwegs geschützte Stelle bei einer großen Tankstelle, auf den Randstein und esse meine Reste. Als ich fertig gevespert habe, tauchen tatsächlich Polizisten auf. Kurz habe ich Angst, sie kämen wegen mir. Tatsächlich laufen sie zu mir rüber, als sie mich sehen. Sie sind sehr freundlich und es folgt das üblich „Hello Mister!“ usw. und Bilder machen. Ob ich hier gegessen habe oder nicht interessiert keinen.
Banjarmasin ist eine sehr große Stadt, ich fahre eine Umgehung, die voll ok ist, aber dann trifft mich der Verkehr extrem. Ich weiß nicht wo die alle herkommen und wo sie hinwollen. Es macht überhaupt keine Spaß und ist auf der schmalen Straße sehr gefährlich. Selbst ein ruhiger Ort, an dem ich mich kurz von der Straße erholen kann, ist fast unauffindbar. Ich bin am verzweifeln und meine Laune ist am Boden.
Regenschauer ziehen umher, aber bei mir regnet es immerhin nicht.
Meine Hoffnung ist ein Zeltplatz. Der hat, wegen dem kommenden Idul Fitri, natürlich zu. Mist. Aber ich finde Leute, die ich überreden kann, dass ich doch zelten darf. Am Rand des Fußballfeldes kann ich mein Zelt aufstellen. Juhu, endlich mal wieder zelten. Ich habe nachgeschaut, das letzte mal war vor zwei Monaten in Myanmar, Wahnsinn!
Die Abendstimmung ist wunderbar und versöhnt mich wieder, nur die plötzliche Moskito Invasion belästigt mich. Nachts beginnt es zu regnen und ich muss raus um das Überzelt drüber zu werfen, wegen der Hitze hatte ich es ohne versucht.
Es sind die letzten Tage des Ramadan und hier ist es echt schwer vernünftiges Essen zu finden. Aber immerhin gibt es wieder leckere Drachenfrüchte.
In vielen Orten stehen in den letzten Tagen Leute auf der Straße und halten Kescher in den Verkehr. Sie sammeln Spenden für die Moscheen und stehen inmitten der Straße nicht gerade ungefährlich.
Gestern konnte ich in dem netten kleinen neuen Hotel meine Wäsche waschen, sie wäre wunderbar getrocknet, aber nachts hat es mal wieder heftig geregnet und trotz Überdachung ist die schon getrocknet Wäsche wieder nass geworden. Bei einer kleinen Pause auf einer Baustelle tuen die starken Sonnenstrahlen einen guten Dienst.
Sendemasten erinnern mich immer an die kleinen spannende Kletterei mit Johanna im Süden von Kambodscha, wo wir einen solchen Masten ein Stück hinauf geklettert sind.
Dieser Mast hier erzeugt bei mir die Vorstellung eines riesigen vertikalen Schlagzeuges.
Der letzte Ramadan Abend, die Party des Jahres (Idul Fitri) steht bevor. Ich bin alleine in einem schäbigen Zimmer mit nur eine Matratze auf dem Boden und einem ratternden Ventilator an der Wand. Draußen geht es ab: Kinder die Feuerwerkskörper anzünden, kleine Autokorsos und endlose „Allah akbar“ Gesänge. Richtig teilhaben kann ich daran nicht, auch hab ich leider etwas Kopfweh und gehe früh in meinem Loch zu Bett.
Am nächsten Morgen ist die Fastenzeit beendet. Ich freue mich und ich freue mich für die Leute hier, dass sie wieder normal Leben können. Ich hab keine Studien dazu gelesen, aber es kann einfach nicht gesund sein den ganzen Tag nichts zu trinken, der menschliche Körper braucht Wasser!
Ich freue mich wieder leichter Restaurants zu finden. Falsch gedacht. Idul Fitri und die Tage danach sind quasi Feiertage, alle Restaurants, die ich an diesem Tag sehe, haben geschlossen (“Tutup”). Oh weh, ich hab Hunger! Fast bis Batu Licin muss ich fahren, um endlich etwas zu Essen zu bekommen: Reis, wundervoll in kleine gewebte Pakete verpackt, sie sehen verschieden aus, aber überall ist Reis drin, und dazu Bananen. Naja, besser als nichts.
Von Batu Licin nehme ich die Pelni Fähre nach Makassar.
Früh morgens um 5 Uhr stehe ich auf, denn um 7 Uhr geht die Fähre. Auf dem kurzen Weg vom Hotel zum Hafen regnet es leicht. Über eine Treppe trage ich mein Rad und mein Gepäck ins Innere des großen Schiffes. Einen Tag und eine Nacht soll es dauern bis Sulawesi. Wie so oft bin ich der einzige ‘Bule’ auf dem Schiff.
Am nächsten Tag kommt das Schiff früh morgens zum Sonnenaufgang im Hafen der Großstadt Makassar an. Ich nutzte die frühe Startmöglichkeit, um möglichst schnell die 1-3 Mio. Stadt zu verlassen, so früh ist der Verkehr zum Glück noch überschaubar.
An der Hauptstraße werden unzählige Melonen verkauft. Wo immer es geht versuche ich kleine Nebenstraßen zu nutzen. So gelange ich auch bald ans Meer und gehe baden.
Von diesen Türmen werden große gespannte Netze ins Wasser gelassen, leider war ich einen Moment zu langsam, das Netz ist schon im Wasser versunken.
Teilweise sind die Sträßchen richtig herrlich, die Hauptstraße dagegen ist bescheiden und nur Mittel zum Zweck.
Zum Mittagessen finde ich (es zieht sich mal wieder) dann letztendlich ein kleines Restaurant, wo ich Fisch und Reis bekomme. Daneben ist ein Supermarkt und ich hole mir ein Eis, das leider total zerbrochen in der Verpackung ist. Mit diesem Brucheis fängt das Schlamassel an! Ich will weiter, schwinge mich auf mein Rad und rolle zur Straße. Halt! Irgendetwas klimpert! Was ist das? Ich schaue nach, eine Speiche ist gerissen!!! OH NEIN! 🙁
Schon wieder. Ich kann mir nicht erklären wann und wie oder warum diese gerissen ist. Aber gut, ich muss einen schattigen ruhigen Ort finden um die Speiche zu ersetzen. Natürlich ist es wieder die Zahnkranz Seite und was mir große Sorgen macht, ist, dass die gerissen Speiche die gekreuzte zu der ist, die ich erst kürzlich ersetzt habe (gelbe Markierung). Hoffentlich habe ich bei der letzten Reparatur 1300 Kilometer zuvor keinen Mist gebaut.
Die Reparatur verläuft problemlos und ich bekomme das Rad recht ok zentriert. Allerdings habe ich nun nur noch eine Ersatzspeiche übrig. Ich nehme mir vor die Speichen in nächster Zeit öfter zu kontrollieren und hoffe, dass nicht bald wieder Eine reist.
Eine raffinierte Art mit Windenergie Wasser zu fördern. Und, die alt und kaputt aussehenden Teile haben sich tatsächlich gedreht.
Der einzige vernünftige Schattenplatz den ich zum Reparieren finden konnte war direkt neben der Hauptstraße. Da ich sehr konzentriert war, konnte ich den vorbei donnernden Verkehr ganz gut aus ausblenden. Aber ich hab genug von der Hauptstraße und bin heilfroh, als ich nach 15 km endlich wieder auf eine ruhige Nebenstraße abbiegen kann und mich erholen kann.
Es gibt ein Hotel an der Küste, doch der Preis, den ich erfrage, ist viel zu hoch für mich. Ich frage, ob ich mein Zelt in dem schönen Garten aufstellen darf. Die Leute des Hotels haben nichts dagegen. Wunderbar. Das Meer ist nur 100 Meter weit weg, aber leider nicht geeignet, um schwimmen zu gehen.
Weil es so schön ist, umsonst ist und ich noch zu viel Zeit bis zur Fähre in Bira habe, bleibe ich zwei Nächte, ohnehin bin ich der einzige Gast. Als ich nach dem Mittagessen zurück zum Hotel laufe werde ich, nur zwei Häuser vor dem Hotel, hergewunken und zum Kaffee trinken eingeladen. Im Haus bekomme Kaffee und leckere Kekse (die ich lobe). Es werden immer mehr Leute, sehr viele Kinder. Viele Fotos und Selfies werden gemacht. Als ich gehe, werde ich zum Abendessen um 7 Uhr eingeladen. Nach dem Abendessen bekomme ich zum Abschied noch eine ganze Dose der Kekse (ich nenne sie Vanillekipferl) geschenkt. Wow, ich bin überwältigt.
In zwei entspannten Tagen radel ich nach Bira.
Ich hab noch einen Aufkleber von BOS bekommen, der findet nun seinen Platz an meinem oberen Rahmenrohr, somit habe ich immer, wenn ich nach unten schaue, einen lachenden Orang-Utan bei mir.
Kurz vor Bira biege ich auf ein Mini Sträßchen ab, welches sehr steil hinunter zum Meer führt. Unten ist ein Schiffswerft, das was ich sehe überwältigt mich total, es ist ein riesengroßes Holzschiff, beeindruckend.
Danach kommt einer der schönsten Strände seit langem. Weißer Sand, Kokosnuss Palmen und türkisblaues Wasser. Traumhaft.
Nach einem erfrischenden Bad im Meer, folge ich weiter dem Weg der zu einem, nur mehr kleinem, Pfad wird. Ich erblicke ein paar schöne Bungalows mit einer netten Wiese davor. Das eignet sich doch perfekt zum Zelten. Ich frage und kann hier für 45.000 Rupiah (3 €) mein Zelt aufstellen.Erst viel zu spät mache ich mir Gedanken über die Kokosnüsse, die über mir hängen. Aber zum Glück ist keine auf mein Zelt oder mich gefallen.
Eine junge Kokosnuss; sieht ein bisschen aus wie eine Eichel, hat aber die Größe einer kleinen Zitrone.
Ich laufe am Strand entlang zurück zu der Werft mit dem gewaltigen Schiff. Kurz danach endet der Strand bei einem Schiffswrack.
Auf dem Weg zum Hafen flieht ein Reptil vor mir, die Echse ist etwa einen halben Meter lang. Fast genauso leicht aussehend, wie die uns bekannten kleinen Eidechsen, klettert diese die Felswand hoch. Ich habe die Riesenechsen bisher nie am Fels gesehen und hätte nicht gedacht, dass sie so gut klettern können.
Beim Hafen versichere ich mich, dass die ASDP Fähre nach Marapokot (Nordküste in der Mitte von Flores) auch wirklich fährt. Ich bekomme ein Ja. Nur leider wird sie etwas ungeschickt um 12 Uhr Mitternacht starten.
Am nächsten Tag laufe ich in den Ort Bira, es gibt viele Guesthouses, aber der Tourismus ist hier noch schön klein und erträglich. Am Ende der Straße ist der Strand von Bira, wo doch einiges los ist. Ich laufe den Strand entlang und habe plötzlich traumhafte Einsamkeit.
Abends bin ich wieder bei meinem Strand, wo ich zelte. Kinder spielen Fußball und Leute kommen um Fotos zu machen. Die Fähre im Hintergrund ist noch nicht meine, sondern die oft, zwischen Bira und der nahen langgezogenen Insel, Verkehrende.
Im Dunkeln baue ich das Zelt ab und bepacke mein Rad. Ab 10 Uhr wird begonnen die Fähre zu beladen. Für mein Fahrrad finde ich einen guten Platz neben der Treppe.
Bis Mitternacht wird die Fähre aber doch noch recht voll. Nur wer Glück hat bekommt eine Matratze. So schlafe auch ich auf dem harten Untergrund. Meine eigene Matte zu holen ist mir zu umständlich, ich denke mir, es ist ja nur eine halbe Nacht.
Irgendwie bekomme ich mit, dass die Fähre nicht direkt nach Flores fährt, sonder auf der Insel Jampea einen Zwischenhalt einlegt, vormittags kommt sie dort an. Ich versuche herauszufinden wie lange sie halten wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, die Kommunikation mit dem Kapitän ist natürlich nicht auf englisch, dann bleibt die Fähre bis abends um 18 Uhr hier. Das sind über 7 Stunden. Ich versichere mich noch bei anderen Leuten, es scheint zu stimmen. Trotzdem verlasse ich das Schiff mit einem mulmigen Gefühl und hoffe das es nicht doch vorher ohne mich samt meinem Rad davonzieht.
Ich laufe durch den kleine Ort, viel gibt es nicht zu sehen oder zu tun, außer das ich die größte Attraktion bin, die heute vorbeiläuft. Alle sind freundlich und grüßen, aber natürlich fragen auch einige Kinder nach Geld. “Money money.” Meine Methode ist, es so gut es geht zu ignorieren und einfach freundlich zurück zu grüßen oder “Wie geht’s?” zu fragen.
Nach einem Mittagessen laufe ich in die andere Richtung am Meer entlang, es sind schöne Mangroven Strände. Außer mir sind noch ein paar gutmütige Wasserbüffel (Johannas und mein Lieblingstier in Südostasien) unterwegs. Im seichten Wasser kann ich baden und später laufe ich noch durch extrem hohe Kokosnuss Wälder.
Zurück im Dorf treffe ich bei der Moschee die Jugendlichen (insgesamt 12) vom Schiff wieder. Sie kommen aus Makassar und haben hier eine Art Missionsauftrag und besuchen in mehreren Monaten alle Moscheen auf der Insel. Sie laden mich ein zu Kaffee und etwas Essen. Im Schatten einer Mauer sitzen wir, es ist trotzdem verdammt heiß. Einer kann ein bißchen englisch, sodass wir kommunizieren können. Ich gebe ihm eines meiner neuen Kärtchen, die Rückseite bemalt und beschrieben. Er schaut es etwa eine halbe Stunde immer wieder intensiv an, liest es und ist sichtlich fasziniert. Wow, so etwas habe ich noch nicht erlebt!
Leider habe ich kein Bild von den netten Jungs gemacht. Um 17 Uhr gehe ich vorsichtshalber zurück zum Schiff. Es ist noch da. 😉
Das Schiff ist nun deutlich leerer. Mein Rad ist gut eingeparkt und es wird Handel mit Fischen betrieben.
Pünktlich zum Sonnenuntergang geht es los.
In dieser zweiten Nacht finde ich auch einen Schlafplatz mit Matratze. Der lange Aufenthalt in Jampea war taktisch sehr klug und freut mich, denn das Schiff kommt genau mit Sonnenaufgang in Marapokot an. Ich hatte nämlich etwas Angst dort mitten in der Nacht (laut Fahrplan) anzukommen.
Flores wird kurz aber wunderschön, doch dazu mehr im nächsten Beitrag.