Entlang der Great Ocean Road gibt es viel zu sehen, ein Halteort folgt dem nächsten. So erreichen wir schon bald kurz vor Peterborough die Bay of Islands. Zu sehen sind tolle Felsformationen im tobenden Wasser. Wir haben Glück, der Himmel klart wieder auf, im Sonnenlicht kommen die Inseln wesentlich besser zur Geltung.
Zu Mittag picknicken wir an einem versteckten Platz mit genialer Aussicht.
Es folgt Grotto, danach der London Arch und kurz darauf noch ein weiterer Arch.
In Port Campbell kaufen wir Essen für zwei Tage ein. Vor dem Supermarkt spricht uns ein Mann an. Ralph kommt aus Ocean Grove und lädt uns zu sich ein, wenn wir dort vorbeikommen. Das ist klasse, wir werden tatsächlich in ein paar Tagen bei ihm vorbeischauen.
Die Wolken zeigen schon an was kommen wird, dessen sind wir uns aber noch nicht bewusst.
Der Tag neigt sich dem Ende. Im letzten Licht besuchen wir noch ein paar letzte „lookouts“. Für die 12 Apostel reicht es heute aber nicht mehr, denn es ist bereits dunkel.
Bis zum Campingplatz in Princetown kommen wir noch, dann beginnt es zu regnen, was für ein Glück. Wie gut, dass es eine Camp kitchen gibt. Ein junges Paar aus Melbourne kocht gerade und lädt uns zu Lammkoteletts ein. Wow, was für ein Empfang. Der Wind ist richtig heftig und pausenlos prasseln Regenschauer nieder. Wir warten auf eine Regenpause um unser Zelt aufzustellen, diese kommt jedoch nicht. Der Wind bleibt extrem und wir entscheiden uns irgendwann spät abends für eine sicherere trockenere Nacht auf den überdachten Bänken des Rugbyfeldes. Dort grasen die nachtaktiven Kängurus/Wallabies ganz nah.
Am Morgen stellen wir schließlich unser Zelt auf, denn wir bleiben noch einen Nacht und wollen wandern gehen. Der 100 km lange Great Ocean Walk endet hier. Unsere Tageswanderung führt uns wunderschön entlang der Küste, nach 8 km geht es runter zum Meer. Die Wellen sind gewaltig. Am späten Nachmittag kommen wir beide geschafft und müde von der etwa 18 km langen Wanderung zurück. Wandern ist ein ganz andere Belastung, das sind wir nicht gewohnt.
Heute ist der 1. Oktober 2017 und hier in Victoria wird die Zeit umgestellt. Morgens fahren wir ohne Gepäck zurück zu den 12 Aposteln. Es sind viele Touristen da, aber trotzdem beeindrucken die Apostel sehr.
Zu Beginn fahren wir 12 km die einsame gut geschotterte Old Ocean Road, danach geht es auf der Hauptstraße rauf auf 500 Meter in den Ort Lavers Hill. Bei der Abfahrt nutzen wir nochmal 8 km die schöne alte Schotterstraße und sehen unseren ersten Koalabär, auch Aschgrauer Beutelbär genannt.
Ein äußerst günstiger Übernachtungsplatz bietet sich uns, als abends die Old Ocean Road in einer Sackgasse endet, perfekt. Ein sehr schöner Platz. Und das Beste, wir sind in Gesellschaft mehrere Koalas. 🙂 Manchmal denkt man ein Moped kommt, aber tatsächlich sind das die Geräusche der Koalas, die klingen echt lustig, knatternden, röhrend, wie ein Motor.
Wir frühstücken mit Aussicht auf ebenso frühstückende Koalas, wie oft hat man das schon. Koalas schlafen bis zu 20 Stunden am Tag! Sie sind noch an fast derselben stelle wie am Abend zuvor. Eigentlich sind die Blätter der Eukalyptus Bäume toxisch, nicht jedoch für die Koalas.
“Bei der Nahrungsaufnahme sind Koalas gezwungenermaßen äußerst wählerisch, denn Eukalyptus enthält Giftstoffe, die der Koala zwar in gewissen Maßen tolerieren kann, aber zu hohe Konzentrationen sind auch für ihn giftig. Zuerst strecken sie einen Arm aus und pflücken mit großer Sorgfalt einige, ausgewählte Blätter, bevorzugt ältere, in denen die Giftstoffe nicht mehr so konzentriert vorliegen. Danach beschnuppern sie sie sorgfältig, bevor sie einen Bissen nehmen. Zuletzt werden sie zu einem Brei zerkaut und geschluckt. Koalas trinken äußerst selten. Sie decken ihren Wasserbedarf hauptsächlich durch die sehr wasserreichen Eukalyptus-Blätter. Von geringerer Bedeutung sind Tau und Regentropfen. In Trockenzeiten gehen sie allerdings trotz aller Gefahren an Wasserstellen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Name „Koala“ aus einer Sprache der Aborigines stammt und soviel wie „ohne Wasser“ bzw. „ohne zu trinken“ bedeutet.” (Wikipedia, »Koala«)
Wir beobachten, wie sie die entferntesten Äste erreichen und abbrechen. Nachdem alle Blätter verzehrt sind, wird der Zweig fallen gelassen. So werden strategisch ganze Äste leer gegessen.
Bei einem kleinen Parkplatz gibt es die Möglichkeit auf einem kurzen Rundweg durch einen fantastischen Regenwald zu wandern. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Einzelne Baumriesen imponieren mit ihrer gigantischen Größe. Man läuft durch jede Menge unterschiedlicher Farne. Die sogenannten fern trees können beachtlich groß werden. Ein amerikanischer Tourist fragt nach unserer Flagge, beim Stichwort Franken erinnert er sich an den Frankenwein!
Kurz vor Apollo Bay.
Wir nähern uns Melbourne!
Die meisten Touristen hier kommen aus Asien. Der Großteil, etwa 80% fährt die Great Ocean Road westwärts. Das ist gut für uns, denn wir radeln ostwärts nach Melbourne und der Großteil des Verkehrs kommt uns entgegen.
Nach einer Nacht in Lorne, besuchen wir den Leuchtturm (Split Point Lighthouse) in Aireys Inlet.
Vor Torquay tummeln sich die Surfer. 🏄 Zum Mittagessen schaffen wir es gerade noch vor 14 Uhr das Mittagsangebot (Lunch Deal) in einem Restaurant zu bestellen. Auf der Speisekarte sehe ich, dass es ein kostenloses Dessert 🍰 für Senioren gibt. Damit feiern wir gleichzeitig unseren 5.000sten Kilometer in Australien. 🙂
Über kleine Wege am Strand entlang rollen wir richtung Ocean Grove. Eigentlich wollen wir baden gehen, aber es ist einfach zu kalt.
Nachmittags kommen wir bei Ralph (wir haben ihn in Port Campbell vorm Supermarkt getroffen) an. Er geht heute abend Schach spielen und wir können mit. Ralph ist super hilfsbereit und bietet uns an nach Tasmanien wieder zu kommen und uns von hier aus auf die Flüge (Fahrrad verpacken usw.) vorzubereiten. Um sicher zu gehen buchen wir die Fähre (Spirit of Tasmania) online: 482 AU$ (320 €) Hin- und Rückfahrt für zwei Personen und zwei Fahrräder. Ralph kommt mit uns zum Fahrradladen und hilft uns zwei große Radkartons zu organisieren. Vor ein paar Tagen ist meine Lichthalterung des Frontscheinwerfers gebrochen. Im Radladen gibt es kein passendes Ersatzteil, aber der Mechaniker gibt mir eine Gepäckträgerstrebe mit, die ich in Ralph’s Garage zurecht biegen kann. Sieht nicht super elegant aus, aber erfüllt seinen Zweck.
Nach zwei Nächten verabschieden wir uns von Ralph, in genau vier Wochen werden wir wieder kommen. Auf Anraten von ihm wählen wir den etwas längeren Weg östlich um die Melbourne Bucht herum. In Queenscliff besuchen wir das Marine History Museum. Danach geht es mit der Fähre rüber nach Sorrento.
Irgendwann bekommen wir einen ersten Blick auf den Skyline der vier Millionen Metropole Melbourne.
Unerwartet schwierig wird die Suche nach einem Campingplatz in den Vororten von Melbourne. Wir haben mehrere in unserer Karte eingezeichnet. Aber der Erste besteht nur aus Dauercamper Hütten, der Zweite und Dritte existiert nicht mehr und beim Vierten werden wir trotz Notsituation abgewiesen, er habe nur einen Zeltstellplatz und der sei bereits belegt, erfahren wir über Sprechfunk, naja. So ein Schwachsinn, schade! Gut, dann zelten wir eben im Biotop nebenan. 😉 Leider hat uns sowohl morgens als auch abends regnerisches Wetter im Griff.
Einige Rennradfahrer sind unterwegs und ein Kampagne warnt for Umbauplänen der Beach Road, sodass diese für Radfahrer gefährlicher werden würde.
“Do not narrow Beach Road”, “Safety for all cyclists”
Die Skyline rückt näher. Ins Zentrum gibt es gute brauchbare Radwege, so gelangen wir recht entspannt am Meer entlang zum Hafen, wo auch schon die große Fähre bereitsteht.
Bis zur Abfahrt abends um 7 haben wir noch ein paar Stunden Zeit, die wir uns mit einem leckeren Mittagessen bei einem indisch malaysischen Restaurant und einer Tour durch Melbourne Downtown vertreiben. Die Stadt erinnert mich sehr an Singapur.