Posted by on 18. Dezember 2017

Die Fähre wirkt für mich super luxuriös und sauber, ich vergleiche natürlich mit meinen letzten längeren Fährfahrten in Indonesien, das war auf der letzten, überfüllten Fähre von Larantuka nach Kupang schon ein anderes Erlebnis. Sicher bringt uns die Spirit of Tasmania über Nacht nach Tasmanien. Etwa 400 km schippern wir südlich bis wir auf der australischen Insel früh morgens um 6 Uhr im Hafen von Devonport andocken.

Auf einer Fläche so groß wie Bayern, leben in ganz Tasmanien genauso viele Menschen wie in unserer Heimatstadt Nürnberg, etwa eine halbe Million. Zu 37% besteht die Insel aus Nationalparks. Im Unterschied zu Australien gibt es in Tasmanien keine Urbevölkerung mehr, sie wurde mit der Ankunft der Europäer (ab 1800) systematisch ausgerottet.

Irgendwie ist die Idee entstanden in den 4 Wochen grob einmal um die Insel zur radeln, gegen den Uhrzeigersinn. Wir starten also in westliche Richtung. Der Westen ist die Wetterseite, die wilde Seite von Tasmanien.

Gleich zu Beginn freuen wir uns über wenig Verkehr und sinnvolle Hinweisschilder zum vernünftigen Überholen von Radfahrern. Mindestabstand 1,5 Meter.

Das Meer ist sehr kalt, die Möwen stört das natürlich nicht, sie baden gelassen darin.

Schnell sind wir begeistert von der Schönheit der Landschaft, es geht am Meer entlang, bunte Blumen säumen den Weg.

Morgens regnet es, sodass wir im Zelt frühstücken. Den ganzen Tag regnet es immer mal wieder. Ständig halten wir an und stellen uns unter oder ziehen uns um. Bei einem heftigen Schauer erwischen wir einen besonders guten Platz in einer großen Scheune.

Über Nacht bleiben wir bei einem netten Zeltplatz in Smithton, hier ist für uns die letzte Gelegenheit nochmal ordentlich Essen einzukaufen bevor es für die nächsten drei Tage durch wilde Gegend runter nach Zeehan geht. Am Campingplatz hüpfen ein Wallaby und sein kleines herum. Im Sprung sehen sie aus wie riesige Mäuse.

Wir arbeiten hart gegen den starken Wind. Plötzlich rollt es viel besser. Hmm, irgendwie kommt es uns komisch vor, aber dummerweise bemerken wir unseren Fehler erst nach 9 km!! Wir haben die Abzweigung nach Marrawah verpasst, es ist ein unscheinbarer Schotterweg. Sehr ärgerlich, aber wir müssen die 9 km zurück, es gibt keine Querverbindungen. Die Schotterstraße ist 23 km lang und dauert, mit unsere durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 km/h gegen den Wind, gefühlt ewig. Kühe auf den Feldern zeigen großes Interesse an uns, pure Neugier.

In Arthur River übernachten wir auf dem Campground, den wir uns zur Dämmerung mit einigen Wallabies teilen. So bekommen wir die fantastische Gelegenheit ein Beuteltier mit Jungem im Beutel zu beobachten.

Ob es den Tasmanischen Teufel in freier Wildbahn noch gibt, dessen sind wir äußerst skeptisch, aber wir hatten wohl einfach kein Glück. Auf dem australischen Festland ist er bereits ausgestorben. Überall wird vor dem kleinen vom Aussterben bedrohten Teufelchen gewarnt.

“Seinen Namen erhielt der Beutelteufel wegen seines schwarzen Felles, seiner Ohren, die sich bei Aufregung rot färben, seines besonders bei Erregung sehr unangenehmen Körpergeruches, seines lauten Kreischens, das über sehr weite Entfernungen noch zu hören ist, und seines aggressiven und neugierigen Verhaltens gegenüber einer geschlagenen Beute und überhaupt allem, was ihm begegnet.” (Wikipedia, »Beutelteufel«)

ENDANGERED (gefährdet)

Wir biegen ab auf die C249, eine 80 km lange Schotterstraße. Der Verkehr geht gegen Null. Die Straße ist in gutem Zustand, jedoch geht es zwischen den Flüssen steil rauf und runter. Zum Glück sind die steilsten Rampen geteert. Wir kommen durch kranke oder abgebrannt Wälder. Erst denken wir die abgestorbene Baumstämme werden von Kletterpflanzen bewachsen, aber nein, es sind tatsächlich junge, neue Blätter der eigenen Bäume.

Hinter uns kündigen sich dunkle Regenwolken an. Ich denke jeden Moment fängt es an zu regnen und wir hätten keine Möglichkeit uns unter zu stellen. Eberhard ist guter Dinge und behält recht, denn vorerst bleiben wir vom Regen verschont.

Zeltmöglichkeiten gibt es kaum, die Gegend ist sehr nass und sumpfig. Sicherheitshalber bleiben wir bei einem Art Parkplatz beim Donaldson River, wo wir unser Zelt aufstellen können. Die tief eingeschnittene Flussschlucht ist ein Kühlschrank. Nieselregen beginnt und das kochen wird dementsprechend mühsam. Trotz Nässe gelingt es Eberhard genügend Holz für ein kleines Arbeitsfeuer herbeizuschaffen.

Morgens hat es kühle 7°C. Irre steil geht es rauf und runter. Die Steigung kommt auf dem Bild mal wieder nicht wirklich raus. Ich erinnere mich an die Insel Koh Chang in Thailand, dort war es ähnlich steil.

Zur Mittagspause erreichen wir den Ort Corinna. Dort gibt es eine Fähre über den Pieman Fluss. Die kurze Fähre ist relativ teuer, denn ein Fahrrad kostet so viel, wie ein Motorrad, aber nur halb so viel wie ein Auto. Die Anzahl der Personen ist dabei egal. Wir zahlen zusammen 25 AU$.

Gegen Nachmittag wird es hart. Die Straße geht wieder steil rauf. Es bleibt geteert, aber Regen holt uns ein. Die letzten zwei Stunden bis Zeehan fahren wir im Regen, rauf und runter. Am Ende fühlen wir uns sehr nass und kalt. Wir träumen schon davon eine “cabin” (Hütte) am Zeltplatz zu nehmen, denn der Regen wird die ganze Nacht bleiben. Triefend nass betreten wir die Rezeption. Alle Kabinen sind vergeben. Glücklicherweise können wir eine Nacht in einem alten Caravan schlafen. Zudem hat der Zeltplatz eine rustikale aber irgendwie auch gemütliche Camping Küche (etwa im Pichlalm Stil, für die, die sie kennen ;)). Einen (schlecht) brennenden Holzofen gibt es, wir heizen ein und können unsere Kleidung trocknen. Der Kicker in der Mitte fordert uns zu einigen Spielen.

Um alles zu trocknen und uns auszuruhen, gestern waren es 80 km und 1500 Hm, bleiben wir noch einen Nacht. Das Wetter ist besser und wir zelten wieder. Zeehan selbst ist ein nettes kleines Örtchen, wirkt allerdings sehr ausgestorben. Ihren Höhepunkt hatte die Stadt 1910 mit etwa 10.000 Einwohner. Heute sind es keine 1000 mehr.

Tagsüber regnet es immer wieder und viel. Während Eberhard die Einkäufe erledigt nutzte ich die Zeit endlich den letzten Blog Beitrag zu Timor-Leste zu vollenden und meinen sehr lang gewordene Bart zu kürzen. Ein Blick ins Tagebuch verrät mir, dass mein Bart fast 10 Wochen alt ist. So lange hatte ich ihn noch nie! 😉

Geschniegelt und bügelt (oder so ähnlich) geht es am Freitag, den 13. Oktober 2017 weiter. Heute wollen wir nur ein kurzes Stück fahren, von Zeehan nach Strahan. Überraschenderweise kommen wir bei riesigen Sanddünen vorbei, sie heißen Henty Dunes. Barfuß stapfen wir die steile Düne empor, es läuft sich wie im tiefsten Sulzschnee. Die Aussicht von oben ist genial, das Meer ist sehr weit weg. Eine Familie mit Kinder ist zum Schlittenfahren hier. An dem steilen Hang werden sie mit ihren Schlitten ziemlich schnell.

Meine Thermarest Isomatte sieht mittlerweile nicht mehr gut aus. Irgendwann in Australien begann sie an einer kleinen Stelle auseinander zu gehen, täglich wird die gewölbte Fläche größer. Darauf schlafen geht gerade noch, aber die Beule ist bereits sehr groß. Für die Zeit in Tasmanien muss sie noch reichen.

Via Queenstown führt uns die bergige Straße zum Lake Burbury, einem Stausee. Kurz vor dem See suchen wir in dem unscheinbaren Ort Gormanston nach Wasser. Dabei treffen wir einen alten Mann, der gerade mit seinem VW Käfer (Baujahr 1957) los will, er ist sehr nett und füllt uns unsere Flaschen mit gutem Regenwasser auf. Am östlichen Ufer des Stausees gibt es einen sehr günstigen Campground (nur 6 AU$), dort bleiben wir über Nacht.

Es geht in die Berge, vorbei am Nelson Wasserfall rauf zum 540m hohen Victoria Pass.

Wie so oft sehen wir die Tiere erstmal tot auf der Straße, ein Wombat.

Der Collingwood River wird der Ort unserer Mittagspause. Ein kurzes Eintauchen in das eiskalte Nass ist mit inbegriffen.

Ein kurzer Wanderwege bringt uns zu einem tollen Aussichtspunkt. Die Frenchmans Cap hat sogar etwas Schnee.

“Nevermore, however weary, should one faint by the way who gains the blessings of one mountain day; whatever is fate, long life, short life, stormy or calm, he is rich forever.” (John Muir)

Bis auf 840m führt die Straße rauf. Wir wollen nach Lake St. Clair und dort einen Wandertag einlegen. Auf dem Cynthia Bay Campground bleiben wir zwei Nächte. Hier endet auch der bekannte Overland Track, eine 5-7 tägige Wanderung. Von Cradle Mountain führt er über 65 km nach Lake St. Clair.

Am ersten Abend bekommen wir in der Campingküche Besuch von einem Possum. Es ist kein bisschen scheu und posiert sogar fürs Foto. Schnell erkennen wir, dass es tatsächlich ein sehr nerviges Tier ist, man kann keine Lebensmittel unbeabsichtigt lassen. Mit dem Besen müssen wir es gewaltsam nach außen kehren. Und eine Minute später kommt es schon wieder und will an unser Essen. Es wird deutlich darauf hingewiesen, die Tiere nicht zu füttern, denn sie werden zur Pest. Vermutlich wurde es hier schon von zu vielen Leuten gefüttert und bei einer Küche gibt es wohl immer irgendetwas zu Essen.

Stillleben.

Abends sehen wir noch ein lebendes Exemplar, des am heutigen Vormittag gesehen toten Wombats.

Heute ist Wandertag. Unser Ziel ist der 1416 Meter hohe Mount Rufus, die kleine, mit etwas Schnee bedeckte Kuppe links im Bild.

Der Wanderwege führt spannend durch den Wald. Er ist teils sehr nass und matschig, ich muss mit meinen Löchern (von den SPD cleats) in den Radschuhen aufpassen, dass ich keine nassen Füße bekomme.

Und dann ist es so weit, wir erreichen 1 km über dem Meeresspiegel den Schnee! Wow. Vor elf Monaten in Almaty hatte ich des letzte mal Schnee.

Vier Stunden brauchen wir bis zum Gipfel. Es ist schön mal wieder auf einem Gipfel zu sein. Die Aussicht und das Gipfelglück sind unbeschreiblich.

Für den Rückweg gibt es eine Variante, die uns in weiteren vier Stunden zurückführt. Es sind zwar keinen Palmen, aber wir nennen sie so. Palmen und Schnee nebeneinander, das sieht man nicht so oft. Mit dem Sonnenuntergang sind wir zurück am See.

Nocheinmal der Blick zurück. Mount Rufus ist links im Bild, der Gipfel ist der hintere.

Ein Ameisenigel überquert die Straße und flüchtet dann ängstlich ins Unterholz, genau dort hin, wo ich mein Rad angelehnt habe. Jetzt bloß nicht in die falsche Richtung los schieben.

An einem See (Meadowbank Lake) südlich von Ouse zelten wir, eigentlich ist es der aufgestaute Derwent River.

Café Pause. 🙂

Nur noch 27 km bis zu den Nürnberger Nachrichten (NN)!

In einer Gegend mit vielen Kirschbaum Plantagen kommen wir mit einem Bauern ins Gespräch. Er erzählt uns, dass die größten besten Kirschen nach Japan exportiert werden, per Flugzeug. Dabei bildet er mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis um die Größe darzustellen. Das Ganze ist äußerst lukrative, denn der Wert pro Kirsche ist 1,20 AU$, also fast 80 Eurocent.

Leider höre ich im Verlauf meiner Reise solche Geschichten immer wieder. Die besten Produkte eines Landes werden exportiert, und zwar dorthin wo am meisten bezahlt wird. Im Gegenzug wird das gleiche Produkt von dem am billigsten anbietenden Land importiert. Irgendwo auch logisch und nachvollziehbar, aber leider eine absolut kranke Welt!!

Bitte kauft, wann immer möglich, lokale Produkte!!!

 

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