Die Bootsverbindung rüber nach Marsden zur Ölraffinerie ist Teil des Te Araroa. Für 15 Dollar pro Person bringt ein Mann die Wanderer und mich samt Rad mit seinem privaten Boot auf die andere Seite. Man erreicht ihn telefonisch, er wohnt gleich dort und kommt mit seinem Traktor und dem Boot am Hänger runter zum Reotahi Strand. So erspare ich mir die größere Stadt Whangarei und viel Verkehr.
Neben der Erdölraffinerie lagern auch unzählige Baumstämme, sie haben nichts mit der Raffinerie zu tun. Der Fährmann unterhält sich mit mir während der Überfahrt. Er hat dort gearbeitet und Baumstämme auf Frachtschiffe gestapelt, immer ist er mit dem Boot zur Arbeit gefahren. Ein Teil des Holzes wird kleingehackt, der Großteil der Baumstämme wird nach Japan und China exportiert!
Es ist der 4. Dezember und der Tag endet für mich. Mein Papa hat heute Geburtstag, als hier die Sonne untergeht, geht sie bei ihm in Nürnberg gerade auf. 🙂
Etwas nach dem Sonnenuntergang beobachte ich, wie der sehr große (er ist der Erde gerade recht nahe) Vollmond aus dem Meer auftaucht.
Über einen irre steilen Berg gelange ich nach Matakana, wo ich zwei voll beladenen Tourenräder entdecke. Schon beim begrüßen erkenne ich, dass es Franzosen sind. Die Geschwister Sia und Ado haben Großes vor. Vor einer Woche sind sie in Neuseeland angekommen, ihr Ziel für die nächsten 2-3 Jahre ist ihr Heimatort am Atlantik zwischen Biarritz und Nantes. Alles weitere hier: www.rayonvagabond.com
Es ist ein interessantes Zusammentreffen, denn ich bin fast am Ende meines Abenteuers, die beiden dagegen haben noch einen langen spannenden Weg vor sich.
Für 10 km wollen wir in die gleiche Richtung und fahren zusammen. Neuseeländische Radwege sind nicht sonderlich adäquat, lose geschottert und viel zu steil! Da hilft nur teamwork.
Ich habe eine Zusage von Maurice für zwei Nächte, er wohnt fast im Tawharanui Regional Park. Maurice ist ein besonders netter und toller Gastgeber. Im März nächsten Jahres nimmt er an einer Radveranstaltung teil, bei der jeder Teilnehmer auf sich gestellt eine festgelegte etwa 3000 km lange Strecke von Cape Reinga nach Bluff radelt, angedacht sind 30-50 Tage. Desweiteren zeigt mir Maurice wie und wo er sein eigenes Bier braut!
Ich erzähle ihm von den Franzosen, die ich heute getroffen habe und er hat nichts dagegen, wenn sie die zweite Nacht im Garten zelten. So bekomme ich Gesellschaft und wir erkunden zu dritt den wunderschönen Tawharanui Regional Park.
Ich konnte im Campingbus übernachten, Sia und Ado hatten jeweils ihr Hubba Hubba Zelt aufgestellt.
Zusammen fahren wir bis Matakana zurück, dann trennen sich unsere Wege wieder, ich will nach Süden, die beiden nach Norden. Mal schauen ob sich unsere Wege auf der Südinsel erneut kreuzen.
Von Warkworth nach Puhoi umfahre ich die SH1 über die geschotterte Ahuroa Rd. Nach Puhoi wähle ich eine kleine geteerte extrem steile Straße Richtung Silverdale, oben entdecke ich eine verlassenes Haus, gut genug für eine Zeltnacht.
Die Farbe des saftigen Grüns fasziniert mich.
Zu meiner großen Freude bekomme ich sehr kurzfristig eine Zusage bei Michelle und Simon im Norden von Auckland übernachten zu können. Dort treffe ich den 19 Jahre jungen Josef aus UK, der hier ebenfalls beherbergt wird. Josef reist mit minimalem Gepäck (bikepacking) und hat schon einige Radtouren gemacht. Für ihn ist es der Beginn in Neuseeland und er hat sich gerade ein billiges neues Rad gekauft, da sein altes nach einem Unfall in USA zerstört war.
Josef ist sehr präsent in den modernen Internetmedien (Facebook, YouTube, Instagram), unter TheOneGoodRoad kann man ihn dort finden. Seine Internetseite heißt: www.bit.do/theonegoodroad
Auf dem Foto sind Michelle und ihre Tochter Emma, sowie Josef und sein neues Rad.
Heute will ich durch Auckland durch kommen. Von einem kleinen Hügel hat man einen guten Blick auf den Stadtkern. Eine Fähre (6,90 NZ$) bringt mich von Devonport auf die andere Seite ins Zentrum von Auckland.
Bei einem großen Radgeschäft kann ich zwei neue Speichen erwerben. Es sind sogar die guten Speichen, die in der Mitte dünner und an den Enden dicker sind. Jetzt habe ich wieder drei Ersatzspeichen.
Wie zu erwarten war ist der Verkehr aus Auckland heraus sehr unangenehm. Erst nach Clevedon wird es wieder erträglich.
Gegen Abend sehe ich zwei Leute, die gerade ihre Hausbaustelle verlassen. Ich spreche sie an und wunderbarer Weise haben sie nichts dagegen, wenn ich auf ihrem Grund neben dem fast fertigen Haus zelte.
Einfach ‘nur‘ ein wunderschöner Baum.
Bei Miranda komme ich ans Meer. Es gibt einen umwegigen Radweg bis Kopu. Die Gegend ist absolut flach, aber der billige, viel zu grob geschotterte Radweg und ein starker Wind machen das Fahren anstrengend.
Um 17 Uhr komme ich bei Maria und Geoff an. Beide sind sehr nett und empfangen mich herzlich. Viel Zeit ist aber nicht, denn ich entscheide mich Maria zu dem Weihnachtskonzert ihres Chores in einer Kirche in Paeroa zu begleiten, also schnell duschen und etwas essen. Maria ist die Jüngste im Chor. Der Gesang ist wundervoll. Neben vielen anderen Weihnachtsliedern singen sie sogar die englischen Versionen von O Tannenbaum und Stille Nacht, heilige Nacht. Ich bekomme ein bisschen Weihnachtsstimmung, aber insgesamt überwiegt das komische Gefühl eines sommerlichen Weihnachten.
Auf dem Hauraki Rail Trail (die volle Länge geht von Thames nach Waihi bzw. Te Aroha) fahre ich nach Süden. Irgendwo treffe ich den 67 jährigen Friedrich aus Hamburg. Er ist für 10 Wochen in Neuseeland. Einen halben Tag fahren wir zusammen bis Waihi. Von Paeroa nach Waihi führt die Strecke landschaftlich sehr reizvoll entlang des Flusses. Ein altes, ein Kilometer langes Eisenbahntunnel ist auch dabei.
Am selben Abend erreiche ich noch Onemana. Obwohl ich ein “U” gefahren bin, hatte ich den ganzen Tag besten Rückenwind. Onemana ist der Ort, wo ich zu Beginn mit Maxine und Denis das neue rote Sofa hingebracht habe. Dankbarer Weise kann ich in ihrem Wochenendhaus wohnen und endlich die letzten Monate meiner Reise aufarbeiten. Das ganze dauert zwei Wochen. Es ist genial, ich habe eine ganze Ferienwohnung für mich, ich bin den beiden unendlich dankbar. Abgesehen vom Arbeiten für den Blog, sind es für mich sehr entspannte, ruhige, erholsame Tage bis Weihnachten.
Jeden Tag laufe ich runter zum Strand und gehe im Meer baden. Leider verkrampfen beim bergab laufen der 60 Hm immer meine Oberschenkel, so schlimm, dass ich kaum mehr laufen kann. Egal was ich mache, es passiert jeden Tag aufs Neue.
Zum Heiligen Abend bin ich bei den Nachbarn (Marie und Jim) eingeladen, einer neuseeländischen Familie. Es ist schön Weihnachten mit so netten Leuten verbringen zu können, an Essen gibt es reichlich.