Posted by on 16. Juni 2018

Es regnet die ganze Nacht. Wir sind froh ein Dach über dem Kopf zu haben, denn das Zelt hätte bei einer solchen Niederschlagsmenge seinen Dienst verweigert. Auf der Hauptstraße ist viel und unangenehmer Verkehr.

“Der erste Schnee ist gefallen.” Quatsch! Es ist zwar Februar, aber auf der Südhalbkugel befinden wir uns im tiefsten Sommer. Das zeigt einfach wie stark der Schlechtwettereinbruch gewesen ist. Von 34°C zu gezuckerten Hügeln ein paar hundert Höhenmeter weiter oben. 🙂

Wir erreichen Lake Tekapo. Hier ereignet sich ein äußerst interessanter Zufall, als wir zu unserer späten Mittagsrast auf einem Picknicktisch direkt am See vespern. Ein englisches Paar interessiert sich für unsere Reise. Sie fragen nach dem Verlauf der Route und erzählen dann, dass sie eine Frau kennen die auch eine ähnliche Strecke geradelt ist. Uns fällt spontan ein Name ein: Tori. Und tatsächlich, sie reden von Tori (https://littlebluebike.co.uk), was für ein Zufall. Wir haben sie vor fast 1,5 Jahren in Bishkek getroffen. Das Ehepaar sind die Eltern von Tori’s Ex-Freund. Wir erfahren, dass die beiden eigentlich zusammen eine lange Radtour geplant hatten. Aber irgendwie wollte ihr Freund dann doch nicht mehr bzw. die Beziehung ist zerbrochen. Tori hat die Reise trotzdem allein in Angriff genommen. Mittlerweile ist sie schon zurück in England. 

5 km hinter Lake Tekapo können wir die Hauptstraße endlich verlassen und haben unsere Ruhe. Wir biegen nach rechts ab in die Breamer Road (ein Tipp von Sam!) und sind sofort begeistert.

Unerwartet taucht eine Schutzhütte auf, die Irishman Creek Roadman’s Hut. Volltreffer, hier bleiben wir. 🙂

Die Hütte ist winzig und der Rauch unser kleinen Feuers zieht nicht ab, daher ziehen wir es vor daneben zu zelten. Aber ein voller Windschutz mit einem warmen Feuer ist einfach etwas Feines, ein Funken Luxus. Auch wenn ein Strommast neben der Hütte steht, Strom gibt’s nicht. 😉

Tags darauf erstreckt sich Lake Pukaki vor unseren Augen. Die Farbe des Wassers ist unbeschreiblich.

Wir wollen zum nordöstlichen Ende des Sees, denn dort beginnt der Alps2Ocean Cycle Trail. Für uns ist das eine Sackgasse, aber da wir dort zelten wollen nehmen wir die üble Wellblechpiste auf uns. Es ist zäh, es rollt gar nicht. Der Blick auf den atemberaubenden Mount Cook (3724 m) entschädigt uns jedoch. Die letzten 10 km des Radweges sind allerdings vom Fluss weggespült. Nach einem Mittagsvesper treten wir somit den Rückweg an.

Der Zeltplatz der heutigen Nacht bekommt von uns 11 Steren, mehr muss ich dazu eigentlich nicht sagen. Es ist eine echter Wildzeltplatz, hier sind keine Zäune, abends wärmt uns ein Feuer und wir schlafen direkt am See. Die Szenerie ist wunderschön.

Bei der Staumauer am südlichen Ende des Sees verlassen wir Lake Pukaki. Ein solch türkises Wasser habe ich noch nie vorher gesehen.

Nach Twizel macht der A2O einen Abstecher zum Lake Ohau. In diesem Bereich führt mal wieder der Te Araroa parallel. Der Berg (Ben Ohau), der sich aus dem See erhebt ist tatsächlich 1000 m höher als der Wasserspiegel des Sees.

Nach einer Nacht auf der DOC (Department of Conservation) Campsite folgt ein sehr windiger Tag. Die Landschaft ist traumhaft.

Von Ohau nach Omarama birgt der A2O eine anspruchsvollere Passage, teils ist es ein richtiger Trail, wie ein Wanderweg.

Ab einer alten Schafs Scheer Scheune (historical site) beginnt eine gute Schotterstraße. Für uns geht es bergab, außerdem meint es der Wind gut mit uns, wir haben extrem starken Rückenwind.

Fast alle der Seen, die wir mit dem A2O passieren sind ein zusammenhängendes Stauseen System mit Wasserkraftwerken. Das Benmore Kraftwerk im Bild ist das Größte und hat eine maximale Leistung von 540 MW.

Weil das östliche Ufer des Lake Aviemore so schön ist schauen wir uns nach einem geeigneten halbwilden Zeltplatz um. Neben einen nur selten genutzten Wohnwagen werden wir fündig. Starker Wind bringt den See in Bewegung. Unerwartet bekommen wir Besuch. Ich traue meinen Augen nicht, ein Wallaby! Ich hätte nicht gedacht, dass es Wallabies in Neuseeland gibt. Wie auch die Possums, sind sie offiziell eine Plage und nicht einheimisch.

Eine kurze Anmerkung zu den Geschwindigkeitsbegrenzungen in Neuseeland. Ich verstehe sie nicht wirklich. Bei Auckland gibt es Autobahnen, das Tempolimit ist 100 km/h, Radfahren auf dem Seitenstreifen ist sogar erlaubt. Auf den State Highways (SH) ist das Tempolimit auch 100 km/h. Auf allen anderen kleineren Straßen gilt generell auch maximal 100 km/h. Nur selten ist es anders ausgeschildert. Es wird also kein Unterschied gemacht, wie die Beschaffenheit der Straße ist. Das verstehe ich nicht.

Lustig/Absurd sind auch Geschwindigkeitsbegrenzungen kurz vor Kreuzungen. Ein Schild mit max. 100 km/h und 10 Meter danach kommt die Kreuzung. Gemeint ist natürlich die zukünftige Straße in die man einbiegt, aber diese Logik finde ich nicht sinnvoll.

Nach den Seen führt der Radweg entlang eines Flusses mit teils wilden Bachquerungen, die zum Glück alle trocken sind.

Vorbei an Felsen mit alten Malereien der Ureinwohner, der Maori, erreichen wir einen tollen günstigen Zeltplatz, die Duntroon Domain, für 10 NZ$ übernachten wir.

Auf dem Weg nach Oamaru besuchen wir die Elephant Rocks. Große, schöne, runde Felsblöcke prägen die Landschaft. Einer ist besonders markant, man kann die Gestalt eines Elefanten in ihm erkennen. In welche Richtung der Elefant blickt bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen. Für Johanna schaut er nach rechts, für mich nach links. 😉

Nachmittags erreichen wir die kleine Stadt Oamaru, wo wir ein paar Tage bei Sophia und Marc unterkommen. Oamaru ist die “Steampunk Stadt”. In einem Museum kann man diese Kunst bewundern. Am besten gefällt uns dabei der magische Raum in dem man verzaubert wird.

Einen Orang Utan gibt es auch. 🙂

In diesem Sinne erinnere ich mal wieder an meine Spendenaktion: Radeln für den Regenwald (Cycling for the rainforest)

http://michi-unterwegs.de/radeln-für-den-regenwald

Der aktuelle Spendenstand ist 2935 €, es fehlen also nur noch 65 € um die angepeilten 3000 € zu erreichen!

Nachts hat man die Möglichkeit, neben vielen anderen Touristen, Pinguine zu sehen. Das zweite Bild ist kein Pinguin, sondern ein schlafender Vogel.

Bei einer kleinen Wanderung entdecken wir einen schönen Strand mit vielen bunt schimmernden Paua Muscheln (leider kein Foto).

Oamaru ist eine Hochburg des Hochrades. Der englische Name Penny-farthing, stammt daher, da das Größenverhältnis von Vorder- und Hinterrad in etwa dem der Penny- und Farthing-Münzen entsprach. Sophia besitzt ein Eigenes und hat sogar das traditionelle Kostüm dazu. Am Samstag ist der Safety Cycling Day, dabei helfen wir Sophia bei ihrer Station, wo die Kinder kleine Hochräder ausprobieren können. Zur Zeit, als das Hochrad von unserem heutigen Rad abgelöst wurde, nannten die Leute die Hochräder “gewöhnliche Fahrräder”. Die neuen (heutigen) Fahrräder wurden wegen der geringeren Fallhöhe und der Innovation einer Bremse als “Sicherheits-Fahrräder” bezeichnet.

An unserem letzten Abend bei Sophia und Marc kochen wir Lasagne für alle. Insgesamt sind wir elf Leute. Zeitgleich ist mittlerweile eine belgische Familie angekommen, sie sind mit zwei Tandems unterwegs (ein Hase Pino). https://tmtmdebelle.wordpress.com/

Die Kinder sind 10 Jahre alte Zwillinge und werde für die sechs Monate von ihren Eltern unterrichtete. Zum Nachtisch backen die Belgier Pfannkuchen.

In Oamaru endet der A2O, einem obligatorischen Bild können wir uns nicht entziehen.

An unserem letzten Morgen in Oamaru treffen wir uns mit Christian und Birgit aus Nürnberg. Sie bereisen gerade Neuseeland mit dem Auto. Christian verdanke ich diese schöne Internetseite. Er hat mir geholfen sie zu erstellen und hilft mir bei Problemen.

Zu Beginn können wir einer tollen kleinen Straße am Meer entlang folgen, später müssen wir leider auf die blöde SH1 Hauptstraße. Ein Stopp bei den Moeraki Boulders ist quasi ein Muss. Die kugelförmigen Steine mit einem Durchmesser von 2-3 Metern haben etwas faszinierendes an sich. Ich erinnere mich an das Tal der Tonkrüge in Laos.

Um Robben zu sehen nehmen wir einen 5 km lange Schotterstraße auf und ab zu Katiki Point (ein Tipp von Birgit und Christian) in Kauf. Und es lohnt sich sehr. Zu den Robben soll man einen Abstand von mindestens 10 m einhalten, aber passt man nicht auf, kommen sie einem unangenehm nahe.

Für die Nacht steuern wir die DOC campsite Trotters Gorge an, dort gibt es kurze Wanderungen in einem kleinen verzaubernden Regenwald.

Entlang eines schönen Tales führt die Straße über einen kleinen Pass nach Palmerston.

In Karitane picknicken wir gemütlich.

 

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